Der Flug war wieder relativ angenehm und pünktlich und so landen wir wie erwartet morgens um 7 Uhr in Windhoek. Die Sonne ist schon eine Weile lang aufgegangen und als wir aus dem Flughafengebäude treten hat es bereits gefühlte 26°. Nach der „Kälte“ in Deutschland ist es großartig hier wieder morgens um 7 in kurzer Hose stehen zu können.
Wir werden wie vereinbart abgeholt und fahren wieder zur Farm von Andrea, wo wir unser Auto abgestellt haben (hier steht das Auto nicht nur sehr sicher, man bekommt obendrein einen spitzen Service dazu) und hier werden wir ein paar Tage bleiben, bis mit unserem Auto alles für die Weiterfahrt geregelt ist. Wir freuen uns wieder hier zu sein und auch Andrea und Johannes freuen sich uns zu sehen. Letztes mal als wir hier waren hat es unerwartet geregnet, Andrea meint gerne können wir auch diesmal wieder Regen bringen.
Ein paar stunden später schreibe ich ihr eine WhatsApp „geliefert wie bestellt“, denn es schüttet wie aus Eimern. Die Definition von gutem Wetter ist in einem Wüstenland eine völlig andere und so bedankt sich Andrea überschwänglich für den Regen 😊 was wir natürlich, ganz bescheiden, mit einem „ach was, Kleinigkeit“, abtun 😊 Wir sind einfach gerne hier und es macht spaß mit den beiden. Leider wärt der Regen nur einen Tag und seither hat es in den ganzen rund drei Wochen, trotz Regenzeit, kein weiteres Mal geregnet.
Hier auf der Farm habe ich außerdem die fantastische Möglichkeit allein auf Jagd zu gehen. Andrea benötigt Fleisch für die Farm und auch wir würden gerne welches zum Grillen dabeihaben. Einen Tag später, es ist kurz vor 6Uhr, klingelt der Wecker. Ich ziehe mich an und schultere den Weltkriegskarabiner, der mir für die Jagd zur Verfügung steht. Das Gewehr, inklusiver Munition natürlich, kann ich behalten solange wir auf der Farm sind. Nachts nehmen wir es einfach mit ins Zelt. Die Sonne ist gerade aufgegangen, durch den regen des letzten Tages ist die Erde schön weich und die Spuren gut zu erkennen und es fühlt sich super an allein bei Tagesanbruch in den Bush zum Jagen zu gehen. Eine namibische Farm ist mit einem deutschen Bauernhof nicht zu vergleichen. Hier gibt es auf jeder Farm noch Leoparden, Hyänen und alles Mögliche sonstige Wild und die Farmen sind meistens riesig. So auch diese. Um von Grenze zu Grenze zu laufen würde man mehrere Stunden benötigen. Vor den Raubtieren auf einer Farm muss man sich übrigens kaum fürchten. Anders als in den Nationalparks sind alle Tiere auf Farmen sehr scheu und fliehen meist, wenn sie den Menschen bemerken.
So ist es natürlich für mich als nicht Bushman auch nicht ganz einfach hier zu Jagen. Nichts desto trotz finde ich ein Warzenschwein und etwas später zwei stattliche Oryx, schieße aber nicht. Zwar wäre die Entfernung für einen geübten Schützen nahe genug, für mich wäre der Schuss mit dem alten, ungenauen Kavalleriegewehr, das vermutlich 1915 gebaut wurde, ohne Zielfernrohr zu unsicher. Da ich das Tier nicht Quälen möchte gehe ich heute also lehr aus. Anna und ich verbringen so noch einige Tage mit Spurenlesen und anpirschen, womit wir recht erfolgreich sind und sehen so noch eine Menge Wild. Unterm strich müssen wir unser Grillfleisch aber dann doch kaufen 😊 Trotzdem war die Erfahrung einmalig großartig und es ist einfach ein sehr Ehrliches Gefühl die Verantwortung für sein Grillfleisch selbst zu übernehmen oder zumindest übernehmen zu wollen.
Mit unserem Auto läuft es währenddessen eher durchwachsen. Für jeden Fortschritt tut sich ein Hindernis auf. Die Kommunikation zwischen Versicherungsmakler, Versicherung, Autowerkstatt und uns ist umständlich und langwierig. Eines unserer Probleme ist, dass wir unser Geld für den Schaden aus dem Chobe nicht ausbezahlt bekommen „können“. Die Versicherung will nicht auf unser deutsches Konto überweisen, die Angst im Land ist groß, dass Geld ins Ausland „abwandert“. Ein namibisches Konto haben wir aber nicht, wir können auch keines eröffnen da wir hier keinen Wohnsitz haben. Einen Wohnsitz können wir nicht anmelden da wir nur Touristen sind und ein Konto von Bekannten aus Namibia zu nutzen fällt auch raus, da wir dazu eine Bestätigung der Bank brauchen würden die unsere Freunde als Kontoinhaber ausweißt. Ein Teufelskreis. Barauszahlung ist übrigens auch nicht drin, obwohl wir den Versicherungsbeitrag problemlos Bar bezahlen konnten ist da wohl ein signifikanter Unterschied zwischen Einzahlung und Auszahlung.
Wir finden aber eine super Autowerkstatt in Windhoek (CarTech-Namibia, die wir uneingeschränkt empfehlen können) die von dem Deutschen Robert und seiner Frau Beate betrieben wird. Hier hilft man uns sehr kurzfristig und unkompliziert und wir verbringen ein paar echt schöne Abende beim Essen gehen oder beim gemeinsamen Grillen in ihrem Haus. An Grillabend schlafen wir übrigens lieber direkt bei den beiden. Fahren wäre eher eine unkluge Entscheidung gewesen. Robert und Beate sind beide auch schon gut rumgekommen und haben vor in ein paar Jahren ebenfalls auf große Tour zu gehen wozu sie sich derzeit einen coolen kleinen LKW aufbauen. Muss wohl noch mal mit Anna sprechen ob nicht auch wir ein größeres Auto gebrauchen könnten 😊
Bei dem Ganzen hin und her müssen wir auch noch ein paar Nächte in einem Stadtcamp verbringen, welches überraschend ruhig und angenehm ist. Hier lernen wir noch 6 echt symphytische Camper kennen, vier aus Österreich und zwei aus Deutschland die uns sehr behilflich damit sind die „Wartetage“ rum zu bringen. Ein Tag wird in Joe´s Beerhouse gefeiert, war ein super Abend, und einen Tag wird ausgeruht 😊 Außerdem fahren wir noch zur namibischen Zulassungsstelle, von der wir ein Vehicle Clearance Zertifikat benötigen, um die Grenze überqueren zu dürfen. Im Internett, auf der offiziellen Seite steht, dass eben dieses 3-4 Tage Bearbeitungszeit benötig und 50N$ kostet. Bei uns dauert es 1 Stunde und kostet 100N$. Nun, wie auch immer, besser für uns.
Bevor das nun aber in der Stadt so weiter geht wird es Zeit wieder aus Land zu fahren. Obwohl noch nicht alles abschließend geklärt ist verlassen wir Windhoek Richtung Norden. Da wir nach Sambia möchten halten wir es für klug schon mal in die Richtung zu fahren und nicht ewig in Windhoek zu warten bis alles geklärt ist. Wir berichten dann wie gut diese Idee war 😊
Hier oben im Norden, im Caprivi Strip, ist es sehr viel feuchter als im Südlicheren Namibia. Die Vegetation ist subtropisch, es gibt viel mehr Wasserläufe und leider ist es auch ein Malariagebiet. Wir haben uns entschlossen keine Malariaprophylaxe mehr zu nehmen. Ab jetzt müssten wir diese durchgehend nehmen und das wollen wir uns nicht antun. Stattdessen haben wir uns Malaria-Schnelltest´s besorgt. Im Fall der Fälle müssen wir uns eben um schnellstmögliche Versorgung bemühen. Wir verbringen die Tage mit Recherche, Vorbereitung und zig schönen Dingen. So werden wir zB mehrfach auf Bootstouren zum Fischen eingeladen, etwas erfolgreicher als das Jagen war, essen von Deutschland importierte Dominosteine in der Hängematte, springen mitten in der Nacht noch in den Pool und essen sehr gut im Restaurant und auf unserem Campingplatz direkt am Okavango während wir Krokodilen und Ottern beim Jagen zusehen und die Nilpferde und Vögel eine „fast“ perfekte Geräuschkulisse schaffen.
Leider ist immer irgendetwas und so sitzen wir nun kurz vor der Grenze, in Katima Mulilo, und müssen wieder einmal nach unserem Kühlschrank sehen lassen. Die Hitze und die schlechten Straßen fordern das Ding ungemein. Allerdings haben wir bereits einen Tipp bekommen an wen wir uns hier wenden können und hoffen so die Rückfahrt nach Windhoek (ca. 1.230Km) vermeiden zu können. Ohne funktionierenden Kühlschrank nach Sambia zu fahren wäre wohl eine eher schlechte Idee. Angeblich ist die Infrastruktur nicht mit dem südlichen Afrika vergleichbar und Strom gibt es nicht, wie hier, überall. Da wir gleichzeitig damit rechnen müssen, nicht so viele Einkaufsmöglichkeiten zu haben, die für den Europäischen Magen verträgliche Wahren verkaufen, sind wir umso mehr auf unseren Kühlschrank angewiesen. Wir wissen ja inzwischen wie „gut“ wir uns durch Jagen und Fischen selbst versorgen können 😊
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