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Vom Meer in die Berge

Wir kommen in Tugela Mouth an. Ein Dorf, so klein, dass es kaum als solches zu bezeichnen ist. Der einzige Existenz Grund ist das Fischen. Tugela ist ein Fluss, der hier ins Meer mündet, daher der Name. Angler, die wissen was sie tun, Fangen hier vom Strand aus mitunter kapitalen Fischen. Bei mir wird das also wohl eher nichts. Aber, es gibt, angeblich, Unmengen von Haien hier. Neben einigen „unspecktakuläreren“ Arten und vielen Rochen, Sollen hier auch der Hammerhai, der Tigerhai sowie der Bullenhai und auch der große Weise vom Strand aus zu sehen sein. Natürlich nicht immer, aber bei guter Sicht und „ruhigem“ Wasser haben wir ne gute Chance. Die Jahreszeit ist ideal und im Moment sind alle Arten hier.

Dieses Mal gelingt es mir sogar, Fische zu fangen, wobei ich meine Aufenthalte im Meer immer eher kurz halte 😊

Leider ist der Regen immer noch unser häufiger Begleiter, wenn auch die Stürme nachgelassen haben. Diese Region ist jetzt einfach so, doch die Sonnigen Tage sind umso schöner.


Wir erreichen die Drakensberge am frühen Nachmittag und nehmen uns noch kurz die Zeit uns den Campingplatz anzuschauen bevor wir uns für einen Platz entscheiden. Wie fast überall ist auch hier jetzt gerade sehr wenig los und so können wir frei wählen. Wir bauen unser Zelt in erster Reihe mit tollem Blick auf die Berge auf, obwohl wir sie im Moment aufgrund der dicken Wolken nicht sehen können. Dafür können wir als wir mit allem fertig sind und, uns gemütlich unter unser Vordach setzen ein recht spektakuläres Gebirgsgewitter aus sicherer Entfernung bestaunen.

Tags darauf geht es zum Wandern. Anna kann es kaum erwarten. Wir fahren nur rund 10 Minuten zum Eingangstor des Nationalparks der Dank unserer WildCard für uns nicht nochmal etwas kostet. Und das herkommen lohnt sich. Wir haben einen wunderbaren Wanderausflug auf bis zu 3300 Meter. Hier kann man ihm Winter sogar Skifahren. Die Aussicht und die ganze scenery sind einfach toll. Wir laufen zu einem Wasserfall, der zwar nicht viel hergibt, aber der Weg hierher war umso schöner. Allerdings sind am Himmel wieder Wolken zu sehen und der Donner grollt auch schon wieder unheilverkündend. Da ich ohnehin nicht hätte viel weiter laufen können drehen wir hier um und gehen zurück zum Camp. Einen Sturm wie wir ihn gestern vom Zelt aus beobachten konnten wollen wir hier ohnehin nicht direkt miterleben. Wir hatten das Pech einmal in Deutschland als wir wandern waren. Damals konnten wir allerdings meine Mutter anrufen, dass sie uns abholt, hier wäre das wohl etwas schwierig 😊

Den Rest des Tages und auch den folgenden verbringen wir Zeit mit Recherche, Anna hat noch viel vor in den Bergen, und nach Lesotho wollen wir eventuell auch noch fahren. Die wenigen Menschen auf dem Campingplatz die außer uns noch hier sind, sind wie fast immer Rentner. Alle anderen im Land müssen arbeiten und es ist keine Touristensaison. Da sonst niemand außer uns da ist mit dem die neugierigen Rentner sich befassen können verbringen wir unsere Zeit außerdem damit zu erzählen wer wir sind uns was wir hier machen und uns Geschichten anzuhören, nach denen wir nicht gefragt haben.

Nach vier Tagen geht es weiter. Wir fahren über einen atemberaubenden Bergpass rund 200 Km nach Süden. Zwar brauchen wir für diese Strecke mehr als vier Stunden, doch die fahrt lohnt sich.

An unserem Zielort angekommen machen wir es wie immer, zuerst wird mal der Campingplatz gecheckt ob und wo wir bleiben. Danach melden wir uns ordentlich an und diesmal nehmen wir noch einen Drink an der Bar. Das ist allerdings ein Fehler. Noch während wir hier sitzen kommt der Regen und macht keine Anstalten wieder aufzuhören. Glücklicherweise stürmt es aber nicht und so fangen wir irgendwann trotzdem an unser Zelt eben im Regen auszubauen. Wir sind noch nicht wirklich weit gekommen, wir haben es gerade mal geschafft unser Zelt auf dem Boden auszulegen als Anna bemerkt, dass es anfängt zu hageln. Zuerst nur ein wenig mit kleinen Körnern, dann aber nimmt die Stärke zu. Unser Zelt liegt auf dem Boden im Dreck und ich würde gerne wenigstens noch das „Schlafabteil“ aufstellen, Anna sieht dass aber anders. Sie warnt mich, dass es jetzt stärker hagelt und mahnt mich nachdrücklich unter ein Dach zu stehen. „Komm mit und lass, dass erstmal liegen“. Bevor ich noch etwas sagen kann ist sie schon unterwegs.

An dieser Stelle muss man wissen, dass wir unser Zelt relativ nahe am Haupthaus aufgestellt haben. Außerdem ist eine offene Küche für die Campinggäste nicht weit.

Um ein sicheres Dach zu erreichen müssen wir also nicht weit gehen. Zum Haupthaus, mit Bar, Sofas und einem offenen Kamin sind es rund 20 Meter. Zu der zugigen offenen Küche durch die der wirklich kalte Wind pfeift vielleicht 30 Meter.

Als wir kurz darauf beider nass und zitternd vor der Campingküche stehen wird mir klar, dass wir wohl die falsche Wahl getroffen haben.

Als ich Anna weglaufen sah habe ich mir noch kurz überlegt ob ich ihr wirklich folgen soll oder ihr später nicht lieber mit einem weiteren Drink in der Hand aus dem Fester zuwinken sollte. Aber wir machen eben alles gemeinsam und gehen da jetzt gemeinsam durch. Ich wäre gemütlich auf dem Sofa für dem Kamin sitzen ohnehin nicht zufrieden gewesen… Sag ich jetzt mal.

 

Um zurück zum Haus zu gehen ist es ohne hin zu spät, jetzt haben wir ein echtes Unwetter.

 

Glücklicherweise ist es nach rund einer Halben stunde wieder soweit ok, dass wir ans Auto können und unsere Ponchos anziehen. Nach einem kurzen Blick ins Zelt wird klar, dass wir uns für heute Nacht ein Zimmer nehmen.



Wir bleiben hier wieder mehrere Tage und leider wird zumindest mir schnell klar, dass die Auswahl unserer Station unglücklich war. Wir sind hier auf einem „Reiterhof“ der auch Volontäre, Freiwillige Mitarbeiter die kostenlos hier „arbeiten“, „aufnimmt“ Hier in Afrika ist es sogar sehr häufig so dass Volontäre ziemlich viel Geld bezahlen müssen, um dann bei einer Volontärstation arbeiten zu dürfen. Anfangs dachten wir, dass das ja ein tolles Konzept ist mit kostenlosen Arbeitern Geld zu verdienen. In Wahrheit sind diese aber wohl so effektiv wie ein Maulwurf im Gemüsebeet und das Geld, welches ein solcher Volonteer bezahlen muss, ist wohl auch Nervengeld für den Betreiber bzw. die offiziellen Mitarbeiter. Meistens muss ohnehin einer der Mitarbeiter wieder gerade biegen was die Volontäre verbrochen haben.

In diesem speziellen Fall, hier auf dem „Reiterhof“ vollgestopft mit jungen Leuten, naturgemäß meist junge „Frauen“ können die kosten kaum hoch genug sein. Von früh bis spät sind wir umgeben von schrillem Gekicher, Geschnatter und Gegacker und pipsigen Stimmen die mit jedem der hier lebenden Tiere sprechen als wäre es ein kleines Äffchen, welches gerade im rosa Tutu in Zuckerwatte gebadet hat. Meine Nerven sind recht schnell verschlissen.

 

 

 

Und wenn keine Volontäre Nerven versuchen die Tierischen Einbrecher in unser Zelt zu kommen.


Glücklicherweise wird das Wetter langsam besser und wir können einige schöne Wanderungen durch die Berge und Hügel machen. Leider verfranzen wir uns einmal ziemlich in den Bergen und aus der geplanten „kleinen“ zwei- bis dreistündigen Wanderung werden beinahe sechs. Zusätzlich werden wir hoch oben von einem Gewitter überrascht und schaffen es, für meinen Geschmack viel zu knapp, zurück zu unserem Ausganspunkt und damit zum Auto. Die uns mitgegebene Karte war schlicht nutzlos und das stundenlange umhergeirrte hätte auch schlechter ausgehen können und für meinen Fuß war die ganze Aktion überhaupt nicht gut.

Die meiste Zeit genießen wir die Landschaft aber in vollen Zügen. Einige der Orte gehören unbestritten zu den schönsten die wir jemals gesehen haben. Die hohen Gipfel und schroffen, grauen Felswände, die sanften Hügel und die klaren Bäche, die sich durch Schluchten und durch grüne Täler schlängeln machen diese Region wunderschön.

Allerdings trifft uns auch eine glasklare Erkenntnis. Stellenweise sieht es hier aus wie Zuhause oder zumindest ähnlich. Uns beiden wird klar, dass wir nach über einem Jahr in Afrika mehr noch als zuvor zu schätzen wissen wie schön Deutschland sein kann und wie gut man dort leben kann. Es kommt der Gedanke auf, dass, wenn wir hier so zufrieden mit dieser Vegetation und Landschaft und mit diesem Klima sind und es uns so gut gefällt, besser als an vielen anderen Orten, wir durchaus noch einmal näher darüber nachdenken müssen ob wir für immer aus Deutschland wegbleiben wollen. Auch weil wir natürlich immer mal wieder unsere Familie und unsere Freunde vermissen.

Afrika hält uns nach wie vor gefangen. Es ist einfach toll hier, wir genießen die Zeit in vollen Zügen und wenn sich eine Gelegenheit ergibt können wir wohl nicht wiederstehen. Die Rückkehr nach Deutschland ist aber kein Tabuthema mehr und wir unterhalten uns, dass erste Mal seit wir unterwegs sind, in den nächsten Tagen immer wieder ernsthaft darüber.

Wir haben tatsächlich so etwas wie Heimweh… ich wohl noch mehr als Anna

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Kommentare: 2
  • #1

    Angelina & Heinrich (Donnerstag, 21 Februar 2019 20:26)

    Wunderschöne Umgebung - in Natura mit Sicherheit weitaus schöner wie auf den Bildern :-) *top*
    Habt weiterhin ganz viel Spaß.

    Grüße aus dem kalten Deutschland :-*

  • #2

    Grenzer (Montag, 25 Februar 2019 20:38)

    Hallo Ihr Lieben! Jedesmal freue ich mich, von Euch was Neues zu lesen. Bisher habe ich keine Kommentare abgegeben. Das "Heimweh", so kurz nach Eurem Heimatbesuch hat mich nun dazu veranlasst. Meine Auslandsaufenthalte waren nicht mit Eurem zu vergleichen - logisch, ich war nicht im "Urlaub" . Nur, wenn ich den letzten Absatz lese, dann muss ich doch dran denken, wie es mir und (fast) allen Kollegen ging : nach ner gewissen Zeit kam das Heimweh. Mal schwächer, mal stärker. Und bei Allen, die geblieben sind, war das nach einiger Zeit wieder vorbei. Und dann in Deutschland wollte ich nach 2 bis 3 Wochen wieder weg... Und alle (fast) Kollegen haben mir das auch später erzählt, dass es ihnen so ging. Dass das nun erst nach so langer Zeit bei Euch passiert, hat vielleicht mit den vielen ständigen neuen Eindrücken zu tun. Aber wenns so sein sollte, dann überlegt es Euch gut, bevor Ihr zurück kommt. Und wenn Ihr sicher seid, dann vergesst mein Geschreibsel! Und nun wünsche ich Euch weiter eine super Zeit, an die Ihr sicher Euer restliches Leben gerne zurück denken werdet. Ihr macht das richtig! Liebe Grüße